
2025, 100 x 80 cm, Öl auf Leinwand
Warum ich mich an Rubens rieb
Ausstellung in der geborgten Auslage, 8, Florianigasse 13
Ich bin Bilderfinder
Rubens war auch so einer
Im Buch von David Hockney „Secret Knowledge“ (Thames &Hudson, 2001) gibt es
eine Doppelseite. Links Caravaggio, 1602. Die Kreuzabnahme Christi. Ein unglaublich starke Emotion, hol die Leiche da runter, sei vorsichtig, es ist so traurig, der Tod und so. Das Bild ist virtuos, grandios. Es ist aber auch Caravaggio hat, laut Hockney, und nicht wirklich von der Kunstgeschichte verifiziert, jedoch für mich offensichtlich, fotografische Hilfsmittel verwendet. Rechts: Rubens 1512. Eine Kopie, jedoch hat er als Bilderfinder die gesamt Komposition so viel schöner hinbekommen, finde ich als Kollege.
Er war ein guter Mann, ein Diplomat, er kämpfte gegen den Krieg, und ein Malerei
Manufaktur Betreiber vom feinsten. Trotzdem war er mir immer unsympathisch.
Erfolgreich, tausende Bilder, eine Werkstatt, unglaublich fleissig und viel zu virtuos.
Es ist ja auch besser von einem Meister zu lernen wenn man ihn persönlich nicht
mag, die Gefahr von Kitsch ist ernst zu nehmen.
Ich glaub es war 2015 oder 2016, Ausstellung von Rubens im KHM in Wien. Der
heilige Xavier, der Missionar in Goa. Grosser Lappen, richtig toll. Daneben eine
kleine Holzplatte, ich nannte sie damals witzig Pappe. Grossartig! Wenig Material,
alles angerissen, doch alles offen. Ein Bozetto, ein Entwurf um die Typen mit der
Kohle, in diesem Fall Franziskaner, zu überreden, zu diskutieren. Malerei wie ein
Architekturentwurf. Malerei die man lieben muss weil sie so einfach ist, so direkt,
kleine Malerei die gesehen und gemalt wurde um sich riesige Malerei vorzustellen.
2018 wurde ich vom Kunstverein ADA eingeladen, und ich habe, inspiriert von
diesem Modelo ca 50 „Pappen“ gemalt. Für mich war damit diese tolle Frage der
Dimension erledigt.
Letztes Jahr wurde ich zunehmend als Barockmaler missverstanden. Mich hat das
geärgert, und auch Bernhard Böhler, ein Barock Experte hat sofort gewusst was
mich von Rubens oder irgendeinem anderen Barockmaler so unterscheidet: „Du hastkeinen Patron, keiner kann dir sagen was du machen sollst, du malst manisch“
Ich bin gerne Bilderfinder. Nicht für euch, nicht gegen Rubens, einfach weil ich kann,
will und es halt auch mach.
Wie kann ich den Barock überwinden und in meine Malerei die Bilderfindungen
des Herrn Peter Paul Rubens, seinen genialen Schwung und Gegenschwung stehlen
und für mich verwendbar machen? Wie kann ich die Magie der Malerei für mich
entdecken? Wie kann ich ein ehrlicher Maler sein? Keine Ahnung. Aber ich kann
mich daran reiben, ich kann seinen Schwung in mein Handgelenk aufladen, und kann all das mit neuen, meinen Bildern untersuchen.
Das Ziel ist das der Herr Rubens irgendwann dann auch mal wieder unwichtig wird.
Max Böhme
März 2025